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"(§. 5.) was die Seelenkräfte entwickelt hat: Ges schrei der Empfindungen, das ihnen die Gewohnheit „gegeben, Ideen mit willkührlichen Zeichen zu verbinden (§. 6.); Geschrei der Empfindungen, das ihnen zum Muster diente, sich eine neue Sprache „zu machen, neue Schälle zu artikuliren, sich zu gez , wöhnen, die Sachen mit Namen zu bezeichnen. „ “ Ich wiederhole alle diese Wiederholungen, und begreife von ihnen nichts. Endlich, nachdem der Verfasser auf diesen kindischen Ursprung der Sprache die Profodie, Deklamation, Musik, Tanz und Poesie der alten Sprachen gebauet, und mitunter gute Anmerkungen vorgetragen hat, die aber zu unserm Zweke nichts thun; so faßt er den Faden wieder an: "Um zu begreifen, (§. 80.) wie die Menschen unter sich über den Sinn der ersten Worte Eins gewors ,, den, die sie brauchen wollten, ist genug, wenn „man bemerkt, daß sie sie in Umständen aussprachen, „wo jeder verbunden war, sie mit den nehmlichen

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Ideen zu verbinden u. s. w.,, Kurz: es entstanden Worte, weil Worte da waren, ehe sie da waren → Mich dunkt, es lohnt nicht, den Faden unsers Ers klarers weiter zu verfolgen, da er doch an nichts ges knüpft ist.

Vielleicht gab Condillac durch seine hohle Er klärung von Entstehung der Sprache Gelegenheit, daß Rousseau* die Frage nach seiner Art in *Sur l'inégalité parmi les hommes etc. Part. I.

Schwung brachte, das ist, sie bezweifelte. Gegen Condillac's Erklärung Zweifel zu finden, war eben kein Rousseau nöthig; nur aber deswegen sogleich alle menschliche Möglichkeit der Spracherfindung zu leugnen dazu gehörte freilich etwas Rousseaus fcher Schwung. Denn weil jener die Sache schlecht erklärt hatte; ob sie also auch gar nicht erklärt wers den könne? Weil aus Schällen der Empfindung nimmermehr eine menschliche Sprache wird, folgt daraus, daß sie nirgend anderswoher hat werden können?:

Daß es wirklich nur dieser verdeckte Trugschluß sey, der Rousseau verführet, zeigt offenbar sein eigner Plan*: Wie, wenn doch allenfalls Sprache „håtte menschlich entstehen sollen, wie sie hätte ent„stehen müssen? Er fängt, wie sein Vorgänger, mit dem Geschrei der Natur an, aus dem die menschliche Sprache werde. Ich sehe nicht, wie sie daraus je geworden wåre; und wundre mich, daß der Scharfsinn eines Rousseau sie einen Augenblick daraus habe können werden lassen?

Maupertuis's kleine Schrift ist mir nicht bei Hånden; wenn ich aber dem Auszuge eines Mannes** trauen darf, dessen nicht kleinstes Verdienst Treue und Genauigkeit war, so hat auch Er den Urs sprung der Sprache nicht genug von diesen thieris * Ebendaselbst.

** Süßmilch, Beweis für die Göttlichkeit ic. Anhang 3, S. 110,

fchen Lauten abgesondert, und gehet also mit den vorigen auf Einer Straße.

Diodor endlich und Vitruv, die zudem den menschlichen Ursprung der Sprache mehr geglaubt als hergeleitet haben, erschwerten sich die Sache das durch, daß sie die Menschen, erst Zeitenlang, als Thiere, mit Geschrei in Wäldern schweifen, und sich nachher, weiß Gott, woher? und weiß Gott, wozu? Sprache erfinden liessen

Da nun die meisten Verfechter der menschlichen Sprachwerdung aus einem so unsichern Ort stritten, den andre, z. B. Süßmilch, mit so vielem Grunde bekämpften : so hat die Akademie diese Frage, die also noch unbeantwortet ist, und über die sich selbst einige ihrer vormaligen Mitglieder in Meinung gen getheilt haben, einmal außer Streit wollen gez sezt sehen..

Und da dies große Thema so viel Aussichten in die Psychologie und Naturordnung des menschlichen Geschlechts, in die Philosophie der Sprachen und aller Kenntnisse, die mit der Sprache erfunden werden, verspricht; wer wollte sich nicht daran versuchen?

Und da die Menschen für uns die einzigen Sprach geschöpfe sind, die wir kennen, und sich eben durch Sprache von allen Thieren unterscheiden; wo finge der Weg der Untersuchung sicherer an, als bei Ers fahrungen über den Unterschied der Thiere und Menschen? Condillac und Rousseau mußten

über den Sprachursprung irren, weil sie sich über diesen Unterschied so bekannt und verschieden irrten da jener die Thiere zu Menschen, und dieser ** die Menschen zu Thieren machte. Ich muß also ets was weit ausholen.

Daß der Mensch den Thieren an Stårs ke und Sicherheit des Instinkts weit nachstehe, ja daß er das, was wir bei so vielen Thiergattungen angeborne Kunstfähigkeiten und Kunsttriebe nennen, gar nicht habe, ist gesichert; nur, so wie die Erklås rung dieser Kunsttriebe bisher den meisten und noch zuleht einem der gründlichsten Philosophen *** Deutschlands mißglücket ist, so hat auch die wahre Ursache von der Entbehrung dieser Kunsttriebe in der mensch= lichen Natur noch nicht völlig ins Licht gefeßt werden können. Mich dünkt, man habe einen Hauptge= sichtspunkt verfehlt, aus dem man, wo nicht vollständige Erklärungen, so wenigstens Bemerkungen über die Natur der Thiere machen kann, die, wie ich für einen andern Ort hoffe, die menschliche See= lenlehre sehr aufklären können. Dieser Gesichtspunkt ist "die Sphäre der Thiere. „

* Traité sur les animaux.

** Sur l'origine de l'inégalité etc.

*** Neimarus über die Kunsttriebe der Thiere: S. Betrachtungen darüber in den Briefen, die neueste Bitteratur betreffend 26.

Jedes Thier hat seinen Kreis, in den es von der Geburt an gehört, gleich eintritt, in dem es lebenslang bleibet, und stirbt. Nun ist es aber sonderbar, "daß je schärfer die Sinne der „Thiere, und je wunderbarer ihre Kunst„werke sind, desto kleiner ist ihr Kreis: desto einartiger ist ihr Kunstwerk." Ich habe diesem Verhältnisse nachgespüret, und finde überall eine wunderbar - beobachtete "umgekehrte „Proportion zwischen der mindern Extens „sion ihrer Bewegungen, Nahrung, Er„haltung, Paarung, Erziehung, Gesells

schaft und ihren Trieben und Künsten., Die Biene in ihrem Korbe bauet mit der Weisheit, die Egeria ihren Numa nicht lehren konnte; aber aus Ber diesen Zellen und außer ihrem Bestimmungsgeschäft in diesen Zellen, ist sie auch Nichts. Die Spinne webet mit der Kunst der Minerva; aber alle ihre Kunst ist auch in diesem engen Spinnraum verwebet; das ist ihre Welt. Wie wundersam ist das Insekt, und wie enge der Kreis seiner Wirkung!

Gegentheils. "Je vielfacher die Berrichtungen und Bestimmung der Thiere; je »zerstreuter ihre Aufmerksamkeit auf mehrere Gegenstände, je unståter ihre Lebensart, kurz je größer und vielfältis ger ihre Sphäre ist; desto mehr sehen wir

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