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Its rude hair

Roughens the wind that lifts it, its regard

Is wild and quick, yet 'tis a thing of air,

For through its grey robe gleams the golden dew
Whose stars the noon has quenched not.1

H. Richter bemerkt hierzu treffend: „Es liegt eine tiefe Wahrheit darin, daß der Impuls zur Befreiung des Prometheus als Traum personifiziert wird, die größten Gedanken, die gewaltigsten Entschlüsse, mit denen wir gewissermaßen über unsere Kraft hinausgehen, kommen uns immer ungesucht, plötzlich als Intuitionen, wie man so sagt: im Traum. Sie sind keine nüchternen Kombinationen des Verstandes, sondern freie Geschenke des Genius, und, wie von einer fremden Macht getrieben, führen wir sie aus.2

Eigenartig ist die Darstellung der Träume im Adonais (9 bis 12). Sie sind hier als weibliche Genien aufgefaßt, die des Adonais Gedanken und Lieder von Herzen zu Herzen trugen, nunmehr aber, um seinen Leichnam geschart, ihrem tiefen Schmerze Ausdruck geben. Diese hält sein Haupt empor und fächelt es mit ihren Mondscheinfittigen, jene wäscht seine schönen Glieder mit Wasser, das sie in einer glänzenden Urne herbeigeholt, eine andere schneidet ihr reiches Haar ab und wirft es als Totenkranz auf ihn, wieder eine andere zerbricht in ihrem Gram Bogen und Pfeile. Alle diese Züge hat Shelley seinem Vorbilde Bion entlehnt, in dessen Ἐπιτάφιος Αδώνιδος die Eroten diese Trauerriten vollbringen. 3 Haben diese Handlungen wenig Bezug auf die Träume, so werden wir doch wieder an ihre schattenhafte, ätherische Natur erinnert. Man beachte, wie das Hinschwinden zweier solcher Gestalten geschildert wird (X, 8):

as with no stain She faded, like a cloud which had outwept its rain.

Ebenso XII, 6:

And, as a dying meteor stains a wreath

Of moonlight vapour which the cold night clips,

It flushed through his pale limbs, and passed to its eclipse. Bei dem Streben, seine Gestalten zu vergeistigen, gelangt der Dichter zu einer Vermischung von Allegorie und Mythus.

1 Pr. U. II, 1, 127 ff. H. Richter, Übersetzung, S. 122 f.

8 Ackermann, Quellen . . . 34 f. und Rossetti 105 ff.

Während die Darstellung des Adonais als Hirten der Träume an eine Stelle von Homers Hymn to Mercury (2) erinnert, wo dieser Gott 'a shepherd of thin dreams' genannt wird, fügt Shelley noch den. allegorischen Zug hinzu, daß Adonais seine Herde an den lebendigen Strömen seines Geistes weidete.1

Diesen Traumgestalten gleichen die Geister des menschlichen Gemütes, die von Earth berufenen Tröster des Prometheus, von deren Schwingen Musik ertönt und die mit ihrem Glanze die Luft erhellen:

those subtle and fair spirits,

Whose homes are the dim caves of human thought,

And who inhabit, as birds wing the wind,

Its world-surrounding æther.

Wie in diesen Versen dem Wesen der Geister eine schöne Ungewißheit gelassen wird, so ist ihre äußere Gestalt ebenfalls etwas abstrakt gehalten; der Chor der Stunden fragt (Pr. U. IV, 89): Whence come ye, so wild and so fleet,

For sandals of lightning are on your feet,

And your wings are soft and swift as thought,
And your eyes are as love which is veilèd not.

Die Geister des menschlichen Gemütes erinnern uns an die Geister, die Mephisto zur Umstimmung Fausts erscheinen läßt:

Umgaukelt ihn mit süßen Traumgestalten,
Versenkt ihn in ein Meer des Wahns!

Phantome Furien.

ist das Reich

In der Unterwelt underneath the grave der Phantome, der Abbilder aller Formen, welche auf Erden denken und leben, bis der Tod sie auf immer vereinigt. Auch alle Träume und Wünsche der Menschen, lieblich oder schrecklich, führen dort ein schattenhaftes Dasein. Earth, welche diese Geheimnisse ihrem Sohne Prometheus verkündet, fordert ihn auf, seinen eigenen Geist oder den eines anderen heraufzubeschwören, damit er ihm den Fluch wiederhole, den er einst gegen seinen Unterdrücker geschleudert. Ihr Sohn Zoroaster war nach ihrem

1 Vgl. Eug. Hills 327 ff.; Witch, To Mary III. Die in Adonais 22 auftretenden Träume scheinen hingegen wirklich Traumgebilde, die Urania während ihres Schlafes umschwebt hatten, zu bedeuten.

2 Pr. U. I, 658 ff.

Zeugnis der erste, der, vor dem Falle Babylons noch, seinen eigenen Geist sah.1 Aus welcher Quelle Shelley diesen eigentümlichen Mythus geschöpft haben mag, ist noch nicht klar gelegt. Wir müssen uns noch mit dem Hinweis auf ein Ereignis aus des Dichters eigenem Leben begnügen. Auf den Ruf des Prometheus erscheint das Phantom Jupiters. Panthea beschreibt es in ausdrucksvoller Weise (Pr. U. I, 231):

2

The sound is of whirlwind underground,

Earthquake, and fire, and mountains cloven;
The shape is awful like the sound,

Clothed in dark purple, star-inwoven.

A sceptre of pale gold

To stay steps proud, o'er the slow cloud
His veinèd hand doth hold.

Cruel he looks, but calm and strong,

Like one who does, not suffers wrong.

Wider seinen Willen wird das Phantom, von einer inneren Macht ergriffen, gezwungen, Prometheus zu willfahren.3

Nach Ackermann ist die Figur des Phantoms dem Mythus von Demogorgon entnommen; vor allem aber ist der Einfluß von Platos Ideenlehre unverkennbar.

Es ist interessant, dieser Beschwörung das Auftreten des Phantoms Mahmuds II. in Hellas gegenüberzustellen, zu dem Shelley durch das εἴδωλον Δαρείου in den Persern des Aeschylos, seiner Vorlage, angeregt worden ist." Die Erscheinung ist hier als ein natürlicher Vorgang dargestellt, indem die Ideen die Kraft von sinnlichen Wahrnehmungen annehmen (v. 864):

'Yet has thy faith prevailed, and I am here . . .'.

Shelley äußert sich noch hierüber in einer längeren Anmerkung." Es macht sich der Einfluß von Spinozas und Berkeleys Philosophie geltend, wie H. Richter hervorhebt.

Das Phantom schildert das düstere Reich, von dem es kommt und in das Mahmud nachfolgen soll. Die Phantome der früheren

1

1 Pr. U. I, 191 ff. 2 Ackermann, Studien, 29.
Ackermann

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Dowden II, 516 note. Prg. S. 31 weist auf die Ähnlichkeit zwischen dieser Erscheinung und der des wiederbelebten Römers (Lucan, Pharsalia 776 ff.) hin. 4 Studien, S. 37.

5 Ackermann, Quellen . S. 52. 6 Zu Hellas, line 815.

Despoten herrschen da unten über die Geister der von ihnen Gemordeten.

Bei der Darstellung der Furien im Prometheus offenbart Shelley wieder seine Kunst, Übernommenes umzugestalten und zu verDie Namen, die er den einzelnen gibt (I, 346):

'Geryon, arise! and Gorgon,

Chimæra, and thou Sphinx, subtlest of fiends

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weisen auf eine Stelle des Paradise Lost zurück (II, 628): 'Gorgons, and Hydras, and Chimæras dire.'

Der Name Geryon deutet hin auf das von Herkules seiner Herden beraubte und getötete Ungeheuer mit drei Leibern und drei Köpfen; Gorgon führt zurück auf Lucan (Phars. VI, 746).

Wie bei Hesiod, Äschylos und anderen1 sind die Furien die Töchter der Nacht. Ihre äußere Gestalt ist in einigen Zügen gezeichnet (I, 326):

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And who are those with hydra tresses

And iron wings that climb the wind,
Whom the frowning God represses

Like vapours steaming up behind.

Einen kleinen Widerspruch bedeutet es, wenn später (I, 470 ff.) die Furien selbst verkünden, daß sie gestaltlos sind, und daß nur der Schatten der Todesqual ihrer Opfer ihnen ihre Form verleiht. Wir sehen hier Shelley bemüht, die grausigen Gestalten der antiken Mythologie zu veredeln. Auch die Strafen, die über Prometheus verhängt werden, sind viel mehr seelische als körperliche. Sie zeigen ihm die Leiden der Menschheit in den verschiedenen Stadien; den Höhepunkt dieser Qualen bilden die Visionen von dem Märtyrertum Rousseaus und Christi (I, 539 ff.).

Stunden.

2

Die Stunden wachen am Lager des Sonnengottes in der Tiefe des Meeres, wie bei den griechischen Dichtern. Die Dämmerung, grey Dawn, erscheint als ihre Mutter.

1 Preller I, 520.

2 Hymn of Apollo I. Cf. Milton, P. L. 6, 2:

Morning

Waked by the circling Hours . .

s. Osgood, Classical Mythology of Milton, S. 12 und 15.

Im Prometheus sind die Stunden besonders schön behandelt. In Demogorgons Höhle tauchen sie zum erstenmal auf (II, 4, 129 ff.). Eben als Asia den Gewaltigen gefragt, wann die Stunde der Befreiung für Prometheus kommen werde, da spalten sich die Felsen, und aus der purpurnen Nacht brausen Wagen, von regenbogenbeschwingten Rossen gezogen, einher. Auf jedem steht ein wilder Lenker:

Some look behind, as fiends pursued them there,
And yet I see no shapes but the keen stars:
Others, with burning eyes, lean forth, and drink
With eager lips the wind of their own speed,

As if the thing they loved fled on before,

And now, even now, they clasped it. Their bright locks
Stream like a comet's flashing hair: they all

Sweep onward.

Dem fragenden Blicke Asias erwidert Demogorgon, daß dies die unsterblichen Stunden seien, nach denen sie gefragt.

Unter ihnen befindet sich ein gespenstiger Wagenlenker von schrecklichem Aussehen, auf dessen Wagen Demogorgon zum Himmel emporsteigt, um Jupiter zu stürzen (II, 5, 142 ff. und III, 2, 51).

Da erblickt Panthea einen anderen Wagen, eine große elfenbeinerne Muschel, mit feurigem Rot eingelegt. Der jugendliche Geist, der ihn lenkt, mit den taubengleichen Augen der Hoffnung und dem herzgewinnenden Lächeln, lädt die Schwestern sogleich ein aufzusteigen:

My coursers are fed with the lightning,
They drink of the whirlwind's stream,
And when the red morning is bright'ning
They bathe in the fresh sunbeam;

They have strength for their swiftness I deem,
Then ascend with me, daughter of Ocean.

I desire: and their speed makes night kindle;
I fear: they outstrip the Typhoon;

Ere the cloud piled on Atlas can dwindle
We encircle the earth and the moon:
We shall rest from long labours at noon:
Then ascend with me, daughter of Ocean.

Es ist dies der Spirit of the Hour. In Windeseile geht die Fahrt über Berg und Tal, bis sie zu Prometheus kommen, der bei

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