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Von einigen als Meteor angestaunt; von andern als ein neuer Stern, den Orient für das Abendland zu erleuchten, freudig bewillkommt; als Wiederhall eigener froher Empfindungen im Morgen der Jugend, als das noch unverwirrte Auge zum erstenmal die Herrlichkeit des Tempels der Natur bewunderte, von vielen mit Sympathie geliebt, und wer diese Töne des Morgenlandes aus Herders Munde einmal liebte, liebte sie immer und nach vielen Jahren noch * An Herrn Hamann in Königsberg:

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Ein Theil wird über das Buch schreien, ein anderer Theil es aus altem Vorurtheil anstaunen, was kümmerts mich? Das Waizenkorn darinn muß ersterben, wenn es Frucht bringen foll, das andere ist Schlaube, Hülse, Unrath, Erde, unter dem es wächst denn wahrlich, vor Gott! allein dazu hab' ichs geschrieben . . Glauben Sie mir, lie ber, alter Freund, daß ich seit dem Druck das Buch kaum wieder ansehen können. Wiederholt indessen, das Innere „ desffelben habe ich der Wahrheit Gottes geschrieben, der nach hundert Verwandlungen auch mein Buch segnen wird, Keim „, und Morgenrôthe zur neuen Geschichte und Philoso: „phie des Menschengeschlechts zu werden, auf daß Gottes „Ruhm bestehe. Glauben Eie, mein lieber Freund, es wird

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einst werden, daß die Offenbarung und Neligion Gotz „tes, statt daß sie jezt Kritik und Politik ist, simple Geschichte und Weisheit unseres Geschlechtes werde. Die ,, magere Bibel wird alle sieben Wissenschaften der alten und tausend der neuen Welt, wie die fetten Kühe Pharaons, in ,, sich schlucken bis ein Tag kommt, der durch Facta und >> Acta alles entsiegelt. Glücklich, von fern dazu vorbereitet, » verkündigt, beigetragen zu haben! Ich bin nun Einmal „der Wissenschaften Diener, aber treulich will ich ihnen dies » nen. <<

Mehreres hierüber wird sich seiner Zeit in den Briefen des Verfassers finden.

gleich. Das Leben der Darstellung in seinen Naturs gemåhlden, die dichterische Begeisterung, die wie ein Feuerstrom das ganze Werk durchläuft, und mit wunz derbarem Zauber jeden gefühlvollen Leser in die heis tern Tage der Urwelt hinführt, die reine Ehrfurcht' und der Adel der Empfindung für die Hoheit der Offenbarung, der tiefe Blick, womit der Verfasser in den ersten Geschichten des Menschengeschlechtes die Grundzüge seiner Natur und seiner Schicksale ents deckt, die unverzagte Freimüthigkeit, womit er gegen eingewurzelte Vorurtheile seiner (und unserer!) Zeit, welche einst die Nachwelt dafür erkennen wird, als achter Zeuge der Wahrheit auftritt, und der Reichs thum von Gelehrsamkeit, der, nicht aus prahlenden Citaten dem gemeinen Leser, sondern aus der Bes handlung des Ganzen und mancher einzelnen Anspies lungen dem Kenner einleuchtet alles dies machte dieses Werk zur damaligen Zeit zum Einzigen seiner Art, und berechtigte zu den schönsten Hoffnungen auf die Früchte des reifern Alters seines Urhebers. Die Geistreichsten der Nation waren unter denen, die es so beurtheilten: Månner, deren freier Geist sich in kein System von Meinungen oder irgend eine auss schließende Form des Vortrages hatte einschrauben laffen. An Jünglinge, unverdorben durch falsche Ems pfindelei und pedantische Buchstäbelei, hatte der Vers fasser seine Rede vorzüglich gerichtet: sie traf auf sie, weckend, erhebend, erfreuend manches aufstrebende Gemüth, dem er Gottes Offenbarung in einem frei

ern, fröhlichern Lichte zeigte, als Scholastiker ihr gegeben hatten *.

Andere hingegen beseufzten das Buch als eine Verirrung des sonst so geistreichen Verfassers; von den kritischen Gerichten wurde es allgemein als ein Irrlicht heftig und nicht mit zärtlicher Auswahl der Waffen bestritten. Man darf es nur ansehen und fich des damals, besonders in der theologischen Literatur, herrschenden Tones erinnern, um sich darüber nicht zu befremden. Schon der Zusah des Titels: „eine nach Jahrhunderten enthüllte heilige Schrift": noch mehr der Inhalt: die Wärme, womit er — zu einer Zeit, da man sich immer mehr zur Herabseßung der hohen Ideen von Offenbarungen Gottes an die Menschheit, als unerträglich mit gewissen prátendirs ten Rechten der Vernunft, hinneigte' - von eben diesen und von jenen chrwürdigen Resten der Urwelt

* Ein damals auf dem Lande lebender Geistlicher (I. K. H — lo von Zürch), ein kraftvoller Jüngling yon unverdorbenem Ge fühl und den herrlichsten Anlagen des Geistes und Herzens, (nun in einem angesehenen theologischen Amt in Deutschland ) war einer der ersten, der es wagte, eine Schußrede für die älteste Urkunde zu schreiben (im deutschen Merkur, B, XIII. S. 203 ff.). Den Eindruck, den sie auf das Gemüth eines ungelehrten Landmanns machte, beschreibt Heinr. Boßhard, (ein Bauer aus dem Canton Zürch,) in seiner eigenen Lea bensbeschreibung. (Winterthur 1894, S. 71.) — J. Georg Hamann bewillkommte den Entdecker in Christiani Zachaei Telonarchae Prolegomena zu der neuesten Auslegung der åt testen Urkunde des menschlichen Geschlechts (1774, 4.) Claus dius (in den sämmtlichen Werken des Wandsbecker Bothen. Ch. 1, S. 57.) U. a. M.

schrieb die muthigen Angriffe auf verschiedene, den Ausländern abgeborgte Lieblingsmeinungen der Zeit in Religion, Geschichte, Philosophie und Politik, die man zur Denkart der Nation zu machen suchte: seine Beftreitung einzelner Behauptungen verschiedener bei Leben schon beinahe kanonisirter Gelehrten; seine eis gene Ideen über orientalische Poesie, welche die ganze seitherige theologische Auslegungsart derselben auf einmal und für immer daniederwarf, so manches ges liebte Vorurtheil über Natur und Geschichte des menschlichen Geistes zerstreute, so viele neue Ansichten und Aufschlüsse darüber verhieß: - endlich der feurige, empfindungsvolle, oft regellose Styl des Verfassers, der gegen das kalt - gravitätische Phlegma so sonderbar auffiel, welches man damals für den bes sten Ton des theologischen Vortrags, so wie diese Gemüthsstimmung selbst für die einzig richtige bei folchen Untersuchungen und für das sicherste Präsers vativ gegen die so sehr gefürchtete Influenza der Schwärmerei zu halten. pflegte s. alles dies ließ zum voraus erwarten, daß dem kaum dreißigjähs rigen Autor ein so unsanftes Rütteln aus dem Schlummer hergebrachter Begriffe, eine so verhees rende Invasion in das so wohl geebnete Gebiet der Dogmatik, der Exegese und beiläufig der Philofos phie, ein so störender Querstrich durch den Weg, den man die Religion und Theologie führen wollte, schwerlich verziehen werden würde. Die Erwars • Einige der gemachten Vorwürfe mögen, als zur Geschichte

tung täuschte auch nicht. Zwar hat man den allzugedrängten Styl in einzelnen Stellen des ersten Bandes nicht mit Unrecht getadelt, und einige seis ner Citaten aus Frenáus und Jablonski unhaltbar gefunden: aber gegen den Hauptgedanken des Bus ches

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des Buches und der damaligen Kritik gehörig, hier in der Note stehen: er wolle, hieß es, die Vernunft unterdrücken ‚und bei Auslegung der Bibel einzig das Gefühl gelten las „ sen; er verwerfe alles neben sich'; er verschmähe die großen Aufklärungen der neuern Physik und meine, neben seiner Erklärung der Schöpfung Adams (1 Mose 2.) könne man ,,Hallers Physiologie entbehren; er wolle die alte Allegoriens „sucht, die Zahlentändelei, die Mystik, die Kabbala, den ,, ganzen Kram des Gnosticismus, und mit dem allem eine ,, neue Barbarei zurückführen; sein Buch sey eine "verwirrte ,, Rhapsodie, ohne allen logischen Zusammenhang geschrieben, ,, ein bloßes Werk der Phantasie; er verführe die Jünglinge „ zur Schwärmerei u. dgl.“ Das ist summarisch, was das mals gesagt wurde.

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Noch seit Herders Tode wurde in einem gewissen historische kritischen Aufsah, die älteste Urkunde,, prophetisch, sogar ‚á p o k a l y p t í sch“ genannt, „ von einer unverkennbaren Verz ,,wandtschaft des Verf. mit den Gnostikern" gesprochen, und er beschuldigt, er habe ein Schreckenssystem in der Theolo gie einführen wollen!" der deutschen Kritik! Prophetisch -und apokalyptisch sind also beschimpfende Beinamen, und hat man nicht eben geklagt, daß sie das leztere nicht sey? Sol cher Tadel sagt nichts; wenn man ihn wie vom Dreifuß herunter spricht, als stünde Herder weit unter dem Beur theiler, so erregt er Unwillen, und wenn er mit eben so uns bestimmtem Lobe vermischt wird, so ist selbst das Lob widrig. Adrastea! schüße den Schlaf des göttlichen Sängers, Der, begeistert von dir, heilige Worte gezürnt! Halte die Luft uns rein von Narrentheidung und Halblob, Und den Boden von einbrechendem Nesselgesträuch! (Klamer Schmidk.)

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