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nicht; denn ob es schon die einfältigste zu sehn scheint, so ist es doch gewiß, daß sich der Mensch am seltensten barin befindet: weshalb ich nicht begreifen kann, wie, nach Herrn W. (S. 8.) der Anfang der Kunst selbst auf die ågyptischen Formen führen können.

Vielleicht dürfte man sagen: es ist der Stand det völligen Ruhe, und nur diesen hielten die ägyptischen Künstler ihren unbeweglichen Nachahmungen für anstäne dig und zuträglich.

Doch so früh råsonnirt man in der Kunst nicht, und die ersten Bestimmungen enthüllt die Kunst mehr durch äußerliche Veranlassungen, als durch Ueberlegungen.

Meine Meinung ist also diese: die ersten ågyptischen Figuren standen mit senkrechten Armeir und mit zusammens geschloffenen Füßen. Man thue noch das dritte Kennzeis chen hinzu, mit zugeschlossenen Augen, und man hat of fenbar die Stellung eines Leichnams. Nun erinnere man fich, welche Sorgfalt die alten Aegyptier auf die Leichname wandten, wie viel Kunst und Kösten sie anwandten, felbige unverweslich zu erhalten, und es ist natürlich, daß sie auch das Ansehen des Verstorbenen werden zu erhalten gesucht haben. Dieses brachte sie auf die Mahlerey und die Bildenden Künste überhaupt. Sie machten über das Gés sicht des Leichnams eine Art von Larve, auf welche fie Die Gesichtszüge des Verstorbenen nach der Aehnlichkeit -ausdrückten. Eine solche Larve, ist die Persona Aegyptiaca bey dem Beger T. III. p. 402, welche Herr Winkelmann unrichtig eine Mumie nennt, (S. 32, m. 2.)

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Doch nicht allein das Gesicht, auch der ganze Körper ward in eine Art von hölzerner Maske eingefaßt, welche die Gestalt desselben ausbrückte, daher sie Herodotus *) ausdrücklich vawer TOTOY KNEW DELded nennt.

Herr Winkelmann will es zwar lengnen, daß die åltesten menschlichen Figuren mit zugeschloffenen Augen ge= wesen; und erklärt das μigvxore; heym Diodorus durch nictantia (S. S. Aum. 3.) So hat es auch schon Marsham übersezt, Can. Chron. pag. 292. Edit. Lipf. Allein die vornehmste Ursache, warum er diese Auslegung macht, fällt weg, wenn man den Diodorus selbst nachfieht. Diodorus sagt nicht, daß die Bildfäulen des Dådalus mit zugefloffenen Augen gewesen, wie Herr Winkelmann vorgiebt; sondern er sagt gerade das Gegentheil: die Bildsäulen vor dem Dådalus hatten zugeschlossene Augen, aber Dådalus öffnete sie ihnen; so wie er die Beine ihuen auseinander setzte, und die Arme lüftete.

Aus meiner Erklärung, von dem Ursprunge der ågyptischen Kunst, läßt sich auch noch erklären, warum die åls testen ägyptischen Figuren mit dem Rücken an einer Säule anliegen. Es war der Gebrauch der Aegyptier, die nach der Figur des Leichnams gearbeiteten Särge an die Mauer zu lehnen, und das erste hölzerne oder steinerne Bild, war nichts als die grobe Nachahmung eines solchen Sarges. 7

Was vor dem Dedalus also in Aegypten nichts als ein religiöser Gebrauch war, ein bloßes Hülfsmittel des Gedächtnisses, erhob Dadalus zur Kunst, indem er die *) Lib. II, p. 143. Edit, Weff.

Nachahmungen todter Körper zu Nachahmungen lebendis ger Körper machte; und daher alle das Fabelhafte, was man von seinen Werken erdichtete.

Doch die ägyptischen Künstler selbst måssen diesen Schritt des Dådalus bald nachgethan haben. Denn nach dem Diodorus (lib. I.) ist Dådalus selbst in Aegypten gewesen und hat sich noch da durch seine Kunst einen unfterblichen Ruhm erworben.,, Parallel dicht zusammen,, flehende Füße, wie sie einige alte Scribenten anzuden,,ten scheinen, sagt Herr Winkelmann, hat keine einzige „, übrig gebliebene ägyptische Figur." (S. 39.) Ih möchte das Vorgeben dieser alten Scribenten, welches zu einmüthig und zu ausdrücklich ist, nicht vervåchtig machen. Man darf nur erwågen, daß die ältesten Werke der Sculps. tur, besonders bey den Aegyptiern, so wohl als Griechen von Holz waren: (Paufanias Corinth. cap. XIX. p. 152. Edit. Kuhn,) so fällt die Verwunderung größtentheils weg, daß sich keines davon erhalten. Genug, daß wir den parallelen Stand der Fife auf andern Werken der alten ågyptischen Kunst, als auf der Tabula Ifiaca no ch erblicken.

Die Aegyptier blieben bey den ersten Verbesserungen. des Dådalus stehen: die Grizchen erhoben sie weiter bis zur Vollkommenheit.

Von der Verschiedenheit der Zeichen, deren sich die Künste bedienen.

Von der Verschiedenheit der Zeichen, derén sich die schönen Künste bedienen, hångt auch die Möglichkeit und Leichtigkeit ab, mehrere derselben mit einander zu einer gemeinschaftlichen Wirkung zu verbinden.

Die Verschiedenheit zwar, nach welcher sich ein Theil der schönen Künste willkührlicher, und der andere natůrs licher Zeichen bedienet, kann bey dieser Verbindung nicht besonders in Betrachtung kommen. Da die willkührlic chen Zeichen eben deswegen, weil sie willkührlich find, alle mögliche Dinge in allen ihren möglichen Verbindungen ausdrücken können, so ist von dieser Seite ihre Vers bindung mit den natürlichen Zeichen ohne Ausnahme möglich.

Allein, da diese willkührlichen Zeichen zugleich auf einander folgende Zeichen sind, die natürlichen Zeichen aber nicht alle auf einander folgen, sondern eine Art der= selben neben einander geordnet werden müssen: so folgt von selbst, daß die willkührlichen Zeichen sich mit diesen beyden Arten natürlicher Zeichen nicht gleich leicht und gleich intim werden vereinigen lassen.

Daß willkührliche, auf einander folgende Zeichen mit natürlichen auf einander folgenden Zeichen sich leichter

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und intimer werden vereinigen laffen, als mit natürlichen neben einander geordneten Zeichen, ist klar. Da aber auf beyden Theilen noch der Unterschied hinzukommen kann, daß es entweder Zeichen für einerley oder für verschiedene Sinne sind, so kann diese intime Verbindung wiederum ihre Grade haben.

1) Die Vereinigung willkührlicher auf einander fol gender hörbarer Zeichen, mit natürlichen auf einander folgenden hörbaren Zeichen, ist unstreitig unter allen möglichen die vollkommenste, besonders wenn noch dieses hinzukommt, daß beyderley Zeichen nicht allein für einerley Sinn find, sondern auch von ebendemselben Organe zu gleicher Zeit gefaßt und hervorgebracht werden können.

Von dieser Art ist die Verbindung der Poesie und Musik, so daß die Natur selbst sie nicht sowohl zur Vers binding, als vielmehr zu einer und ebenderselben Kunst bestimmt zu haben scheint.

Es hat auch wirklich eine Zeit gegeben, wo sie beyde zusammen nur eine Kunst ausmachten. Ich will indeß nicht lenguen, daß die Trennung nicht natürlich erfolgt fey, noch weniger will ich die Ausübung der einen ohne die andere tadeln; aber ich darf doch bedauern, daß durch diese Trennung man an die Verbindung fast gar nicht mehr denkt, oder wenn man ja noch daran denkt," man die cine Kunst nur zu einer Hülfskunft der andern macht, und von einer gemeinschaftlichen Wirkung, welche beyde zu gleichen Theilen hervorbringen, gar nichts mehr weiß.

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