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Pt.1 v.1 Cop, 2

Vorrede des Herausgebers.

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Es ist eine wehmüthig süße Beschäftigung für mich, die Herausgabe der theologischen Schriften des seligen Herrn Präsidenten von Herder zu besorgen, die mir von seiner hinterlassenen Wittwe und Kindern aufgetragen wurde. Vor vier und zwanzig Jahren auf kurze Zeit der Haus- und Tischgenosse dieser geliebten Familie, und seitdem in ununterbrochenem Briefwechel mit dem großen Manne und seiner vortreflichen Gattin, erhielt ich von ihnen unzähliche Beweise eis nes unbegränzten Zutrauens, zärtlicher Zuneigung und einer treuen, standhaften Freundschaft.

Noch ehe ich Herder persönlich kannte, wurde ich mit einigen seiner Schriften durch meinen, seit eis nem Jahr ebenfalls verstorbenen, sehr verdienten und geliebten Lehrer, Herrn Joh. Jacob Altorfer, Rector und Professor zu Schaffhaufen, (einen großea 35588

Verehrer Herders, und auch von ihm hochgeschäßt) zuerst bekannt gemacht; sie machten, obgleich ich ih ren hohen Sinn bisweilen nur dunkel ahnete, einen so tiefen und lebhaften Eindruck auf mich, daß mein Eifer für die Studien und meine ganze Denkart neuen Schwung dadurch gewann, und meine Phantas sie selbst in Träumen sich damit beschäftigte, wo ich mich zu ihm hin verseht glaubte. Wie man im Alter= thum einen Pythagoras und Plato von weitem her besuchte, so wanderte ich 1780 zu Fuß und einsam von der Akademie zu ihm hin, in der reinen Absicht, mich über den fernern Gang meiner Studien und einige mir unübersteiglich scheinende Hindernisse in dens selben mündlich bei ihm Rathes zu erholen. Mit unvergeßlicher Freundlichkeit und Güte nahm das edle Paar mich, einen ihm ganz fremden Menschen, auf, und gewann bald mein Herz auf ewig für sich. Im folgenden Jahre wurde ich auf ungefähr sechs Monate Haus- und Tischgenosse bei ihm, und einem Sohne gleich gehalten seitdem sah ich ihn nie mehr! Aber seine immer gleiche Freundschaft und väterliche Theilnahme an allen meinen Begegnissen behielt er für mich bis an sein beweintes Ende. Taus

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sendfachen Dank rufe ich dem geliebten Abgeschiedenen

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in seine Ruhestätte nach! Sein Schlaf wird sanst, sein Loos wird lieblich seyn, sein Name ewig theuer allen Freunden der Wahrheit, der Tugend und Religion, die ihn kannten, oder in kommenden Zeiten in seinen Schriften Belehrung finden werden. Denn mögen immerhin auch in diesen, wie in allen mensche lichen Werken, kleine Fehler, Uebereilungen, Menschlichkeiten vorkommen ihr Hauptcharacter, der auch der seiner Person war, ist: tiefe Ehrfurcht vor dem Heiligen, warme Liebe für die Menschheit, ein offenes, liebendes Auge für alles Schöne, Gute und Göttliche, wo es sich ihm zeigte *), ein Geist der Reinheit und Heiligkeit der Gesinnung (σeuvorns), die er sich durch die strengste Gewissens haftigkeit von Jugend an, und eine nie unterdrückte Neigung zur Religiosität zu eigen gemacht hatte, zu einem κτήμα εις αει Er ist über den Sternen, wo sein Auge und Gemüth so gern verweilten; Herder ist unter den Unsterblichen.

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* Schöner und herzlicher hat noch niemand besonders diese Eis genschaft des Verk ärten geschildert, wie Herr Grater, in seinem Denkmal auf Herders Grab, im Teutschen Mers kur, August 1804.

,,In neue Gegenden entrückt

Schaut sein begeistert Aug' umher

erblickt

Den Abglanz höhrer Gottheit, jene Welt,
Und jene Himmel, ihr Gezelt!

Sein frommer Geist, in Staub gebeugt,

Faßt ihre Wunder nicht, und schweigt.“ *)

Sollte ich also zur Uebernahme der Mühe nicht willig gewesen seyn, einen Theil der Reliquien meines theuren, ewiggeliebten Lehrers zu sammeln und der Welt mitzutheilen einer Mühe, die sich zudem so reichlich durch sich selbst belohnt! Was Er an mir ges than hat, das kann ich ihm und den Seinigen nie belohnen.

Noch ein halbes Jahr vor seinem Tode versprach er selbst eine „neue, verbefferte, ausgewählte, und, wie er sich ausdrückte, verjüngte" Ausgabe seiner sämmtlichen Schriften. Welch ein Gewinn wäre es für unsere Literatur gewesen, in einer solchen verkürzten und berichtigten Ausgabe das reine Resultat aller Untersuchungen eines so umfassenden, gelehrten und ges bildeten Geistes zu erhalten! Aber wer will es wagen, diese nun zu machen, so wie Er sie sich dachte! weg

*) Die lêhten Worte, die er in seinem Leben schrieb.

zulassen, was er selbst weggelassen haben würde, was etwa blos auf die Zeitperiode Bezug hatte, worin er

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jedes Werk schrieb: frühere Schriften durch spätere zu berichtigen eine solche Palingenesie seiner Schriften war nur ihm möglich; bei jedem anderu, der sie wagen wollte, würde das billige Publicum cine so unbefugte Dreiftigkeit mit Unwillen von sich weisen, und lieber die Schriften haben wollen, wie sie unmittelbar aus Herders Geist flossen, als cin sols ches Machwerk, das weder ganz Herders, noch ganz eines solchen Herausgebers wäre. Eigenmächtig wer de ich demnach (außer unwichtigen Nebensachen) nichts verändern oder weglassen, von den Handschrifz ten nichts aufnehmen, was er selbst verwärf, und seiz nem Sinn und Willen treu bleiben, so weit ich ihn Eaunte.

Eine Schilderung seiner Verdienste um Religion und theologische Gelehrsamkeit, wenn sie ein wenig tiefer gehen soll, als die bereits gemachten Versuche, wage ich jeht noch nicht zu entwerfen, denn ich halte fie für schwerer, als sie dem ersten Anblick nach manchem vorkommen möchte, da der, der sie zu mas chen gedenkt, einen höhern Gesichtspunct als nur

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