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ausgabe eines Werkes (Precaution), welches das häusliche Leben in England schilderte und im Ganzen nur sehr geringe Hoffnungen erregte. Dauernd wurde sein Ruhm dagegen durch den kurz darauf erscheinenden Roman The Spy begründet; merkwürdiger Weise nahmen die americanischen Blätter nur sehr wenig Notiz von diesem Werke oder sprachen sich auch sogar ungünstig über dasselbe aus. Im Auslande dagegen fand das Buch reißenden Abfaß; es wurde in sehr kurzer Zeit fast in alle lebenden Sprachen überseßt, und auch America fing dann endlich an zu begreifen, welch einen Schat es in dem Verfasser dieses Romans besize. 1823 gab Cooper die Pioneers heraus, ein ziemlich schwaches Werk, welches nach der Ansicht Vieler als ein Beweis dafür angesehen wurde, daß der Verfasser sich ausgeschrieben habe und nichts Neues und Ans ziehendes mehr werde bringen können. Da erschien plöglich The Pilot, der erste von jenen bedeutenden Seeromanen, welche den Ruhm des Schriftstellers so erhöht haben und eine ganz andere Kenntniß des Seewesens bekunden, als sie von Andern z. B. selbst von W. Scott in dem Pirate dargelegt ist.

Durch das Interesse, welches sich an das Leben eines Seemanns knüpft, öffnete er eine neue Fundgrube für den Roman, und der Erfolg, welchen seine Schöpfungen hatten, zeigte sich schon zur Genüge in den unzähligen Nachahmungen. Smollet's Schilderungen sind im Vergleich damit nur eine Art von Caricatur, während uns Cooper das Meer mit allen seinen Launen anschauen läßt:

,,Calm or convulsed, in breeze, or gale or storm.“

Seit dieser Zeit war er im Schaffen unermüdlich, und fast jedes Jahr brachte von ihm eine neue Schrift. Seine 34 Romane erschienen unter folgenden Titeln: The Spy, The Pioneers, The Pilot, Lionel Lincoln, The Last of the Mohicans, The Prairie, The Red Rover, The Wept of Wish-ton-Wish, The Water Witch, The Bravo, The Heidenmauer, The Headsman of Berne, The Monikins, Homeward Bound, Home as Found, The Pathfinder, Mercedes of Castile, The Deerslayer, The two-admirals, Wingand-Wing, Wyandotte, Autobiography of a Pocket Handkerchief, Ned Myers, Ashore and afloat, Miles Wallingford, Satanstoe, The Chainbearer, The Red Skins, The Crater, or Vulcan's Peak, Oak Openings, or the Bee-Hunter, Jack Tier, or

the Florida Reef, The Sea Lions, or the Lost Sealers, The Ways, or the Hour. Das lezte dieser Werke, welche meistens aus zwei Bänden bestanden, erschien im 3. 1850. Außerdem besigen wir von ihm noch eine History of the United States Navy in 2 Bdn., Notions of the Americans, by a Travelling bachelor in 6 Bbn., Sketches of Switzerland 4 Bde., ein kleines politisches Werk The American Democrat und A Letter to his Countrymen. Im Jahre 1827 begab sich Cooper auf eine Reise nach Europa und hielt sich dort in verschiedenen Ländern etwa 10 Jahre auf, wo er Verbindungen mit den bedeutendsten Persönlichkeiten anknüpfte und fast überall eine achtungsvolle und freundliche Aufnahme fand. Bei seiner Rückkehr nach America erlitt seine Popularität einen bedeutenden Stoß, indem er in verschiedene persönliche Streitigkeiten verwickelt wurde und andrerseits die americanische Presse in mehreren seiner Romane aristokratische Tendenzen witterte und ihn darüber sehr heftig angriff. Cooper hatte diesen Vorwurf nicht verdient, da er vielmehr sehr entschieden demokratische Ideen hegte und dieselben auch im Auslande nie verleugnet hatte.

Als er sich von den Regierungsformen und Unterthanen einer Monarchie umgeben sah, da wurden alle seine republicanischen Gefühle auf eine fieberhafte Weise in ihm aufgeregt, und es fehlte ihm sogar àn Kraft, fie objectiv mit Rücksicht auf den Geist und das Wesen des Volkes zu betrachten; sondern er sah vielmehr Alles ganz subjectiv von seinem eignen Standpunkte des schroffesten Republicanismus an. Während er sich aber somit auf dem Continente in seinem ganzen Thun und Treiben stets als den entschiedensten Americaner zeigte, fühlte er sich nach seiner Rückkehr in die Heimath durch den Anblick so mancher Mißbräuche äußerst unangenehm berührt, und er war nicht der Mann danach, seine Verstimmung zu verheimlichen, wodurch er natürlich bei dem eigensinnigen Bruder Jonathan vielfachen Anstoß erregen mußte. Er fühlte sich getrieben, politische Tendenzromane zu schreiben und wir haben von ihm in dieser Richtung z. B. in seinem Ravensnest, in welchem er gegen die Tendenz einer demokratischen Partei ankämpft, die das alte Verhältniß zwischen Gutsherren und Pächtern auflösen und Leztere zu unabhängigen Eigenthümern zu machen sich bestrebte, eine ganze Reihe von Abhandlungen über politische Dekonomie. Politik war nun zwar nicht gerade die starke Seite unseres Schriftstellers; er ward leidenschaftlich und

persönlich und die eingestreuten beißenden Bemerkungen entfremdeten ihm durch ihre Schärfe und Wahrheit Vieler Herzen.

Am 14. September 1851 machte ein schneller Tod seinem rastlosen Leben ein Ende; er starb im dreiundsechzigsten Jahre in Cooperstown, und überall ward die Trauer um den großen Mann in America aufrichtig empfunden; die Abneigung seiner Gegner hatte aufgehört, und sein Tod glich dem Sturze einer jener großen alten Eichen, welche er so oft in seinen Romanen geschildert hat.

Fern von aller Nachahmung klassischer Vorbilder beschreibt er mit einer außerordentlichen Frische, Tiefe und Wahrheit eine gigantische Natur. Seine Schöpfungen fanden bei seinem ersten Auftreten großen Beifall; der Dichter und seine Leser waren von demselben Fleisch und Blute, und die patriotischen Zeichnungen wurden, nachdem man sie kennen gelernt hatte, mit der Gluth einer ersten Liebe aufgenommen. Der Geschmack des americanischen Publikums änderte sich indessen in späterer Zeit; man wollte etwas Neues, und suchte

es meistens in der Fremde. Daß Cooper gerade im Auslande so außerordentlich populär geworden, ist leicht erklärlich, weil er der alten Welt das materielle Glück und die physische Größe der neuen schilderte, und weil er diese Aufgabe in so vorzüglicher Weise gelöst hat. Das ferne Land liegt durch ihn dem Leser deutlich vor Augen, und das entzückte Auge überfliegt mit Bewunderung das anschauliche lebende Bild.

Seine ersten Romane haben eine entschieden transatlantische Färbung; die Schilderungen sowohl als auch die Personen und ihre Gedanken sind ächt americanisch, und Cooper zieht die Leser durch die Treue und Wahrheit seiner sorgfältigen Darstellung an. Fehlt es auch dem Colorit zuweilen etwas an Wärme und der Verwickelung an eigent licher Anziehungskraft, erscheint seine bis auf das Kleinste sich erftreckende Sorgfalt auch zuweilen ein wenig trocken, schreitet auch die Handlung oft nur sehr langsam voran, so verbleibt dem Ganzen doch ein eigenthümlicher Zauber, und schon die Neuheit der Schilderungen reizt unwiderstehlich zum Weiterlesen. Cooper war ein ächt nationaler Schriftsteller, indem er sich gleich von seinem ersten Auftreten an ernstlich bemühte, die Freiheit und Würde seines Vaterlandes zu verherrlichen und dasselbe der Welt in seiner rohen Größe und ursprünglichen Frische mit starken, kühn gewählten Farben zu

malen.

Bei der Colorirung der Ereignisse läßt er seiner Phantasie oft zwar zu sehr den Zügel schießen und streift dadurch häufig an das Unwahrscheinliche, aber er fesselt dennoch dabei zugleich die Aufmerksamkeit in so hohem Gráde, daß man die Unwahrscheinlichkeiten häufig ganz übersieht.

Die Schnelligkeit, mit welcher die einzelnen Ereignisse einander folgen, die Lebhaftigkeit der Handlung und alles äußere Beiwerk ist in seiner Art unübertrefflich, aber das geheime Wirken der Neigungen und Leidenschaften im menschlichen Herzen vermag er nicht recht aufs zufaffen, und er wirkt überhaupt auf das Gefühl seiner Leser nur durch Aeußerliches, welches meistentheils nur Entseßen oder Erstaunen erregt. In der Naturschilderung gelingen ihm die furchtbaren, gigantischen Gestaltungen am besten; störend ist es dagegen, daß er sich oft zu sehr in die Schilderung von Einzelheiten einläßt und darüber den Fortgang der Geschichte ganz zu vergessen scheint: wenn er z. B. den Kampf zweier am Abgrunde Ringenden schildert, so erfahren wir nicht etwa, wie der Sieg von der einen zur andern Seite hin und herschwankt, sondern wir erhalten vielmehr beiläufig erst eine ganze Reihe geographischer Notizen, bei welcher die Geschichte gleichsam stille steht. Ein Hauptvorwurf, welchen man ihm überhaupt machen muß, besteht darin, daß er häufig zu viel sagt und zu sehr in's Materielle geht, das Ideale förmlich zu verschmähen scheint und seine Gegenstände oft gleichsam chemisch zerseßt. Wenn er z. B. über ein Schiff spricht, so kann er es nicht unterlassen, eine förmliche Abhandlung über den Schiffsbau beizufügen, und schildert er das Takelwerk, so folgt auch sicherlich eine Betrachtung über die Bereitung dieser mächtigen Seile, welche durch ihre Stärke und Festigkeit unsere Bewunderung erregen. Er verkennt hierbei offenbar seine Aufgabe, welche er als Künstler zu lösen hatte, und verwechselt sie mit der des Historikers; er anatomifirt seine Gegenstände förmlich und hat sich dadurch den nicht ganz unverdienten Vorwurf zugezogen, daß viele seiner Charaktere ebensosehr lebenden Wesen gleichen wie die Blätter in einem Herbarium der lebendigen Pflanze. Er schildert mit größerer Vorliebe und mit mehr Erfolg das rohe und wilde Leben, wie er es sich in den Wäl-` dern dachte, als die Zustände der civilisirten Gesellschaft; aber selbst in jenen Scenen des Naturlebens finden wir weniger treue Copicen der Natur als vielmehr manche bloße Träumereien des Dichters; seine indischen Personen z. B. sind höchst unrichtig und mangelhaft ge

schildert, und ihre langen Reden erscheinen völlig unwahr und oft auch recht langweilig; durch die sentimentale Auffassung des Dichters erscheinen uns diese Wilden mit einer Reinheit der Gesinnung und einem Edelmuthe ausgerüstet, von welchem man unter den gebildeten Europäern nur selten ein Beispiel finden würde. Cooper lud durch derartige Schilderungen, gleichwie Th. Campbell, die nicht unbedeutende Schuld auf sich, daß diese indianischen Bilder von den Dichtern zweiten Ranges so viel falsch copirt und nachgeschildert wurden.

Der moralische und psychologische Inhalt seiner Romane ist großentheils außerordentlich dürftig, und es scheint ihm überhaupt wenig auf die geistige Entfaltung seiner Figuren anzukommen. Auf die Darstellung des rein Materiellen verwendet er all feine Kraft und den ganzen Glanz seiner Diction, nur in diesem findet seine Phantaste den rechten Stoff; fehlt ihm derselbe, so erscheint er meistens höchst armselig und sogar langweilig.

In seiner puritanischen Strenge verschmähete er jede Beziehung auf geschlechtliche Verhältnisse, und wenngleich seine Romane dadurch den großen Vorzug der vollsten Reinheit haben, so fehlt ihnen andrerseits der Reiz der Liebe, welcher den Frauengestalten einen eigenthümlichen Zauber verleiht und uns das ganze Wesen des Weibes erst vollständig kennen lehrt.

Man hat seinen Romanen ferner mit Recht eine gewisse Monotonie und Mangel an Humor und Grazie zum Vorwurf gemacht, und es läßt sich keineswegs verkennen, daß in allen seinen vielen Schriften Geist, Gefühl und Motive stets dieselben sind; es kommen durchaus keine radical neue Charaktere zum Vorschein, und die neuen Personen unterscheiden sich vorzugsweise nur durch die Ereignisse, welche die Einen zur See, die Andern auf dem Lande betreffen. Ueberdies gelang ihm auch eigentlich nur die Schilderung derjenigen Charaktere vollständig, welche seinem eigenen verwandt waren, Leute von kühnem Selbstvertrauen, welche sich selbst ihren Weg bahnen und ohne alle weitere Rücksicht bis zum Ziele verfolgen.

Begleiten wir ihn in seine Gesellschaft, so finden wir nur Menschen, welche sich ziemlich steif bewegen und die so nichtssagend und affectirt in ihren Reden sind, daß man sich wahrhaft freut, wenn man wieder von ihnen fortkommt und mit dem Dichter einen Gang in die Wälder oder nach dem nahegelegenen Wirthshause machen kann. Am schlechtesten sind ihm die Schilderungen weiblicher Wesen

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