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Bezeichnnng > Dramatisch-Lyrisches « zusammengefasst haben. Hier musste natürlich der Rahmen der Lyrik möglichst weit gespannt werden. Mit der Ausdehnung ihres Bereiches mussten aber selbstverständlich auch die Grenzlinien vager und unbestimmter und in Folge davon das Ergreifen der einschlägigen Materie in gleichem Masse schwieriger werden. So stellte sich dem Bestreben, möglichst erschöpfend vorzugehen, die Besorgniss gegenüber, es könnte wohl auch die richtige Grenze überschritten werden. Freuen würde es uns, wenn es uns nach dem Urtheil unserer geneigten Leser gelungen wäre, trotz dieser Schwierigkeiten, wenigstens im Ganzen, das Richtige getroffen zu haben.

Der Hinblick auf den innigen Contakt, der zwischen der Lyrik und der Tonwelt besteht, veranlasste uns, am Schluss eine kurze Besprechung des Verhältnisses Shakspere's zur Musik anzufügen.

Wir benützten, zumal für den Abschnitt »Lyrische Einlagen, verschiedene Shakspere-Ausgaben und nahmen aus denselben, besonders auch aus derjenigen von Delius, entsprechende Notizen zuweilen wörtlich herüber. Den Shakspere'schen Text jedoch gaben wir ausschliesslich nach der Globe-Edition.

München, den 6. Januar 1881.

Dr. Wilhelm Steuerwald.

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Lyrisches im Shakspere.

Not marble, nor the gilded monuments

Of princes, shall outlive this powerful rhyme;
But you shall shine more bright in these contents
Than unswept stone besmear'd with sluttish time.
When wasteful war shall statues overturn,

And broils root out the work of masonry,

Nor Mars his sword nor war's quick fire shall burn
The living record of your memory.

'Gainst death and all-oblivious enmity

Shall you pace forth; your praise shall still find room
Even in the eyes of all posterity

That wear this world out to the ending doom.

So, till the judgement that yourself arise,

You live in this, and dwell in lovers' eyes.

Also hatte, von dem stolzen Bewusstsein des hohen ewigen Werthes seiner Poesie getragen, Shakspere im 55. seiner Sonette dem von ihm verherrlichten jugendlichen Freunde zugerufen. Wenn er auch dem gegenüber an anderer Stelle bescheiden demüthig von seinen Versen als >poor rude lines« (Son. XXXII) oder von seinem >> barren rhyme,« seiner »pupil pen« (XVI) spricht, wenn er auch in schwächern Stunden, fast zweifelnd an seinem eigenen Werthe, im Hinblick auf »a better spirit,« der seinen Freund besingt, sich wie > tongue-tied << (LXXX) vorkommt, ein berechtigtes Selbstgefühl schwellt ihm wieder die Brust, und aber

Steuerwald, Lyrisches.

I

mals richtet er an seinen Freund das stolze Wort: >>Your monument shall be my gentle verse« (LXXXI).

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Solche von unserm Dichter ganz in der ihm auch sonst überall eigenen Art- mit einer bis an die äusserste Grenze des Masses reichenden Freiheit niedergelegten Aeusserungen lassen keinen Zweifel darüber, wie er von seinen Werken und speziell von seinen lyrischen Schöpfungen dachte. Er war überzeugt, in denselben, wie dem Freunde, so auch sich selbst ein dauerndes Denkmal gesetzt zu haben. Die Anerkennung, welche seine Dichtungen fanden, mussten ihn in dieser Ueberzeugung bestärken. In der That gründete sich ja sein Dichterruhm zu seinen Lebzeiten anfangs mehr auf seine lyrischen und episch-lyrischen als auf seine dramatischen Schöpfungen. Dies muss selbst dann zugestanden werden, wenn man annimmt, dass nicht in jenen, sondern im Drama der Anfang seiner Dichterlaufbahn zu suchen sei.*) Denn für's erste schrieb der SchauspielDichter damals zunächst nur für die Bühne und nicht für die Lecture. Die Kunst des Dramatikers und diejenige des Schauspielers waren noch innig miteinander verwachsen. Der Dichter als solcher konnte daher unmöglich zu seiner vollen Geltung gelangen. Sodann war die Bühne damals noch eine angefochtene Stätte, und wie ihr, so klebte auch dem Schauspieldichter und besonders dem Schauspieler ein empfindlicher Makel an. Man erinnere sich an die Bekämpfung der Bühne durch Green und Gosson und an das Zerfallensein Shakspere's selbst mit seinem Berufe, das ihm die Worte auspresste :

in disgrace with fortune and men's eyes, I all alone beweep my outcast state. (S. XXIX).

*) Und zu dieser Annahme ist man ja vielfach geneigt, obgleich Shakspere selbst allerdings das 1593 publicirte Gedicht »Venus and Adonis« in seiner Widmung an Southampton als >>the first heire of my invention<< bezeichnet. Um dabei mit Shakspere in Einklang zu bleiben, unterscheidet man zwischen ursprünglicher Conception und endgiltiger Gestaltung des Gedichtes.

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