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nität. Hoffentlich wird es auch an Realschulen und Gymnasien eingeführt, wo meist so viele unbrauchbare Lesebücher Lehrer und Schüler plagen. Dann wäre aber zu wünschen, dass die Verfasser, wenn es möglich, gar keine von ihnen verfasste oder auch nur zurecht gestutzte Stücke in die späteren Hefte aufnehmen. Nach Quarta und Tertia gehören schon Stücke aus allgemein anerkannten classischen Denkmälern. Vielleicht ist dieser Grundsatz schon befolgt. Ich habe die letzten vier Hefte nicht vor mir. Wenn nicht, mögen die Verf. die Bücher von Gude und Gittermann als Warnungstafel genauer betrachten. Hopf und Paulsiek können in ihrer Art als Muster dienen.

Cottbus.

Dr. Rothenbücher.

Programmenschau.

Ueber die Synesis oder Construction nach dem Sinne in der deutschen und französischen Sprache (im Anschluss an die Abhandlung: „Ueber die Synesis oder Construction nach dem Sinne in der lateinischen und griechischen Sprache," Programm des Münster'schen Gymnasiums 1855), von Prof. Dr. Friedrich Grüter. Programm des Gymnasiums zu Münster. 1867.

Durch die zahlreichen Belege aus den besten Schriftstellern beweist die Abhandlung, dass die Construction nach dem Sinne in der deutschen und französischen Sprache fast eben so üblich ist, wie in den alten. Für die deutsche geht der Verf. bis auf Luther zurück, er vergleicht aber auch in Anmerkungen den älteren Gebrauch, auch bis auf's Gothische zurückgreifend. Manche sich vornehm sicher dünkende Regel elementarer Grammatiker, mancher überkluge Kritiker unserer Schriftsteller wird damit zurechtgewiesen. Die Abhandlung zerfällt in zwei Abschnitte, Synesis mit ausgedrücktem grammatischen Beziehungsworte und ohne dasselbe. Der erste Abschnitt behandelt in Cap. 1 Synesis im Genus und zwar a. bei Personennamen z. B. das Weib soll sich nicht selber angehören, an fremdes Schicksal ist sie festgebunden. Keine von den stolzen Weibern. Das Bäuerlein schiffet über den Rhein, er kehret zu Frankenthal in's Wirthshaus ein. C'est la meilleure enfant du monde. Quand on est mariée, on n'est pas toujours maîtresse de ses actions, on n'est pas des esclaves, pour supporter un pareil traitement. 2. Bei Sachnamen z. B. die edle Bern erhebt ihr herrschend Haupt. Die heidnische Galiläa. Moscou était déserte. Cap. 2. S. im Numerus z. B. Und Aaron mit seinen Söhnen legten ihre Hände auf sein Haupt. Vertumne avec Pomone ont embelli ces lieux. Cap. 3. S. im Numerus oder im Numerus und Genus z. B. Es sind ihrer eine grosse Menge. Es blieben der süssen Geheimnisse viel. Vernähme nur das Volk das Testament, sie gingen hin. Un petit nombre retournèrent dans leur camp. Quand chacun connaîtrait son talent et voudrait le suivre, combien le pourraient! Des pleurs ma faiblesse en a tant répandus. Der zweite Abschnitt, wieder in mehrere Unterabtheilungen zerfallend, bringt manche Stellen, die auf den ersten Anblick etwas auffallendes haben, z. B. Hier ist sein Bildniss in den Sarg geheftet, der einst gekommen schmachtend und entkräftet. Obéi dans sa vie, à sa mort adoré, son palais fut un temple. Er ging voran die Dor30

Archiv f. n. Sprachen. XLVII.

nenpfade, die noch dem Sterbenden sein Haupt im Kranze schmückten. Es ist eine Regel beim Kirchenbaue, sie so helle zu bauen, dass man am Tage kein Licht nöthig hat u. A.

Versuch einer Lautlehre des oberkärntischen Dialekts. Von Joh. Krassnig. Programm des Unter-Realgymnasiums zu Villach. 1870.

Der Vf., der zu bescheiden von seiner Arbeit urtheilt, bietet einen anziehenden Beitrag zur deutschen Dialektologie. Es ist nicht der Gesammtdialekt von Oberkärnthen, den er betrachtet, sondern nur die Mundart des mittleren Gailthales, die seine eigene Muttersprache ist. Dieser Dialekt eines Landstriches, welcher theils durch Gebirgszüge, theils durch Nachbarschaft fremder Nationalitäten scharf abgesondert ist, zeichnet sich durch Ursprünglichkeit und Alterthümlichkeit aus, mehr noch als der Vf. annimmt; denn der grösste Theil der Fremdwörter, die sich in seinem Dialekte vorfinden und die er nur in ihn durch die fremde Nachbarschaft eingedrungen wähnt, findet sich in allen deutschen Mundarten wieder. Charakteristisch sind der Mundart die zahlreichen partikelartigen Einschubwörter, die die Rede lebendig machen, die Neigung zu Deminutivbildungen bei Substantiven und Verben, der Reichthum an eigenthümlichen lautmalenden Verben und Substantiven, an Inchoativ- und Intensivbildungen der Verba auf -azen und der davon abgeleiteten Substantiva auf -azar, an zusammengesetzten Adjectiven, welche durch das Bestimmungswort superlativische Kraft erhalten, obschon die niederdeutschen Mundarten in dieser letzteren Beziehung noch reicher sind. In vielen Wortformen hat natürlich der Dialekt die ältere Form erhalten, in vielen Wörtern ist die Bedeutung verschieden von der in der nhd. Schriftsprache üblichen. Hiernach betrachtet der Verf. die Kraft der einzelnen Laute, der Vocale, Doppelvocale und Consonanten, und gibt schliesslich als Dialektprobe ein kleines Wechselgespräch aus dem alltaglichen Leben.

Ueber Familiennamen, insbesondere die von Münden.

Vom

Oberlehrer Dr. C. Pauli. Programm der höheren Bürgerschule zu Münden. 1870. 28 S. 4.

Die Abhandlung ist weitläufig angelegt, sie nimmt fast auf alle civilisirten Völker alter und neuer Zeit Rücksicht, auf Inder, Griechen, Italer, Slaven Sie bespricht zuerst die Bezeichnung der Abstammung durch bestimmte Endung (so auch die Patronymica), dann die Hinzufügung des Vatersnamens im Genitiv, weiter der Ahnen, die patronymisch gebildeten Familiennamen, die Hinzufügung von Ort oder Volksstamm. Bei den Germanen finden sich sowohl die patronymische als die gentilische Bezeichnung. Diese Bezeichnungen setzen schon die Personennamen voraus. Die Personennamen kommen nun auch vor als Familiennamen, ebenso die Kosenamen und die Diminutive, in denen wir eine wunderbare Vermehrungskraft besitzen, so dass aus dem einen Namen Godeberaht z. B. an 6000 Familiennamen entstehen können. Ausser den Gentilnamen finden sich im Deutschen viele Bezeichnungen nach Stand und Gewerbe, so schon in gothischen Urkunden, nach Eigenschaften des Körpers oder des Charakters, als imperativische Redensarten u. s. w. Nach dieser allgemeinen Uebersicht gruppirt der Vf. die Familiennamen von Münden, wo sich hoch- und niederdeutsches Sprach

gebiet begrenzen, also: 1. die aus Vornamen gebildeten (Patronymica), a. alte deutsche, b. kirchliche; 2. aus Ortsnamen, a. von Ländern und Volksstämmen, b. Städten, c. sonstigen Oertlichkeiten; 3. von Eigenschaften, a. adjectivische, b. substantivische, c. Thiernamen; 4. sonstige, a. substantivische, b. imperativische. Der Vf. hat eine reiche Literatur zu seiner Abhandlung benutzt; es ist zu bedauern, dass ihm Förstemann's grosses Werk nicht zu Gebote stand. Es versteht sich von selbst, dass auch hier sehr viele Deutungen noch sehr zweifelhaft bleiben. Der Vf. verspricht eine Fortsetzung seiner Untersuchungen; Ref. erlaubt sich ihn auf österreichische Programme aufmerksam zu machen, die denselben Gegenstand behandeln.

Marburger Namenbüchlein. Von Rud. Reichel. Programm des Gymnasiums zu Marburg in Steiermark. 1870.

Im Programm des Gymnasiums von Marburg in Steiermark veröffentlichte R. Reichel eine Skizze „Die deutschen Geschlechtsnamen mit besonderer Rücksicht auf Marburger Namen," die s. Z. auch im Archiv erwähnt ist. Im Anschluss an dieselbe erscheint hier eine alphabetische Zusammenstellung von Marburger Namen bis ungefähr zum J. 1600; diese Beschränkung wurde deshalb festgehalten, weil nach dieser Zeit im 17. Jahrhundert der Namenbestand in Marburg durch wendische Zuwanderung wesentlich modificirt wurde. So dankenswerth die vielen neuerdings erschienenen Städtenamenbücher sind, welche über die gegenwärtig üblichen Familiennamen Auskunft geben, so sind doch die Verzeichnisse älterer Familiennamen noch schätzbarer, da sie einen sicherern Anhalt zu etymologischen Forschungen darbieten. Von besonderem Werthe aber sind die auf die deutschen Marken sich beziehenden Verzeichnisse, und unter ihnen verdient auch das vorliegende trotz seines geringen Umfanges die Beachtung der Sprachforscher. Eine Vergleichung der aufgeführten Namen mit der ebenfalls im Programm veröffentlichten Liste der gegenwärtigen Schüler des Gymnasiums gibt ein auffallendes Bild der Zunahme der slavischen Bevölkerung.

Die weltlichen und geistlichen Herren mit ihrem Gefolge in den geographischen Namen. Von Prof. Dr. H. K. Brandes. Programm des Gymnasiums zu Lemgo. 1868. 25 S. 4. Die Abhandlung ist sowohl eine linguistische wie geographische. Der Verf. stellt nämlich die geographischen Namen zusammen, welche mit den Ausdrücken der Herrscher zusammengesetzt sind, und gibt zugleich eine kurze Schilderung der bezeichneten Oertlichkeiten. So führt er auf die Namen Kaiserstubl. Kaiserjoch, Kaiserbach, Kaiserstock, Kaiserkrone, Kaiserberg, Kaiserthal, Kaiserkanal, Kaiserswerth, Kaisersmark, Kaisers, Kaiserau, Kaiserhof, Caesarea, Caesarodunum, Caesaromagus, Caesarobriga, Augusta. In derselben Ausführlichkeit werden besprochen die Zusammensetzungen mit König, Konung, King, Queen, Rey, Real, le Roi, la Reine, ferner mit Herzog, Fürst, Prinz, Graf, Herr, Frau, Bruder, Schwester. Mönch, Nonne, Kloster, Abt, Münster, Celle, Pfaff, Bischof, Kirche, Kapelle.

Der ewige Jude in Deutschland.

Eine culturgeschichtliche

Skizze von C. M. Blaas. Programm des Gymnasiums zu
Stockerau. 1870. 13 S. 8.

Der Vf. gibt in der Einleitung eine Uebersicht von den sterblichen Wesen, die nach den religiösen Vorstellungen verschiedener Völker nicht sterben können, von der Krähe Kapbossum der Inder, dem persischen Vogel Simurgh, dem Raben Noahs, dem Juden Sameri des Koran, von Henoch und Elias, und gibt dann die Erzählungen von Ahasverus, die er auf die Sagen von Wuotan zurückführt. Interessant ist das Verzeichniss älterer Bearbeitungen der Sage des ewigen Juden. Dass die Sage in Deutschland vielfach poetisch behandelt ward, ist dem Verf. nicht unbekannt; er würde ungleich anziehender seinen Gegenstand haben auffassen können, wenn er eine Vergleichung der Darstellung der Sage bei den verschiedenen Dichtern hätte anstellen wollen; wie ansprechend wäre z. B. eine Gegenüberstellung der Ideen Göthe's, Chamisso's, Schlegel's, Hamerling's.

Altdeutsche Beicht- und Gebetformel aus einem Codex des Stifts Tepl. Von Dir. Maur. Pfannerer. Programm des

Gymn. zu Pilsen. 1870.

Die vorliegende Beichtformel stimmt im Wesentlichen überein mit der im Codex Monac. Emmer. enthaltenen, welche in den von Massmann herausgegebenen kleinen Sprachdenkmalen des 8. bis 12. Jahrh. S. 131 abgedruckt ist; beide Formeln enthalten aber manche Verschiedenheiten, weshalb die Veröffentlichung des Tepler Codex wohl gerechtfertigt war. Namentlich hat der letztere einige Zusätze, welche dem Münchner fehlen. In der Schreibung einzelner Wörter finden sich dazu Verschiedenheiten, die der Herausgeber dadurch hervorgehoben, dass er beide Formeln neben einander gestellt hat. In keiner zeigt sich völlige Consequenz in den Formen, wodurch die Vermuthung nahe gelegt wird, dass beide Abschriften eines älteren Manuscripts sind und dass die Schreiber Formen und Schreibung ihrer Zeit hineintrugen. Die Abschrift des Tepler Codex scheint die ältere zu sein, wie aus den vom Herausgeber herausgehobenen Abweichungen hervorgeht. Dem Abdruck hat derselbe eine wortgetreue neuhochdeutsche Uebersetzung beigefügt.

Ist Walther von der Vogelweide ein Tiroler? Von Patriz Anzoletti. Programm des Gymnasiums zu Bozen. 1870. Nachdem der Vf. mehrere Urtheile der Vergangenheit und Gegenwart über Walther d. h. über seine dichterische Grösse vorausgeschickt hat, wendet er sich zu der viel behandelten Streitfrage über Walthers Heimat und stimmt der von Franz Pfeiffer in seiner Ausgabe 1864 ansgesprochenen Ansicht bei, dass dieselbe Tirol sei. Der Einwand dagegen, den Simrock erhoben hat, dünkt ihn ein irriger; eben das Gedicht, welches Pfeiffer für seine Ansicht mitbenutzt hatte, Nr. 115, in dem Walther den Wunsch verräth, am Kreuzzuge Theil zu nehmen und von seiner Heimath spricht, die er kurz vorher gesehen, aber kaum wieder erkannt hat, hatte Simrock behauptet, mache es unmöglich, dass er ein Tiroler sei, denn er habe die Reise in's heilige Land noch gar nicht angetreten gehabt, was er nicht habe sagen können, wenn Tirol seine Heimat, gewesen wäre, die Heimat dürfe

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