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brecherische Herodias durch ihren bösen Rath. Mit einem Wort: der böse Rathgeber macht sich der nämlichen Sünde schuldig, zu welcher er einem Andern räth. Es sind aber auch diejenigen nicht besser, die einen bösen Rath annehmen.

2.

Ich weiß zwar wohl, daß sowohl diejenigen, welche einen bösen Rath geben, als auch diejenigen, welche einen solchen Rath annehmen, ihre Entschuldigungen vorbringen; wie sich die Sünder überhaupt gern entschuldigen. Die bösen Rathgebersagen: „Ich hab das und das nicht gethan; er hat's gethan; was geht's mich an? schau er zu.“ Die bösen Rathnehmer sagen: „Ich hätte das und das nicht gethan, wenn er mir diesen Rath nicht gegeben und gesagt hätte es ist keine so große Sünde, du kannst es ja wieder beichten." Aber beide Enschuldigungen gelten nicht vor Gott. Nicht die Entschuldigung des Rathgebers; denn obwohl er die Sünde nicht selbst begeht, so ist er doch die Ursach davon, und eben deßwegen auch Theilnehmer daran. Nicht die Entschuldigung des Rathannehmers, denn Gott wird sagen: „Warum hast du bösen Rath angehört und ihn befolgt? Hattest du nicht mein Gesez, mein Evangelium, deinen Beichtvater? Hätte man dir

den Rath gegeben, du solltest dich von der Brücke in den Fluß hinabstürzen, so würdest du es gewiß nicht gethan haben."

Der Rath der meisten Menschen in der Welt richtet sich nach dem Weltgeist und ist entweder blind oder thöricht. Fragt wohl Jemand, der den Weg nicht weiß, einen Blinden oder einen Narren um den Weg? Müßte er sich's nicht selbst zuschreiben, wenn er sich verirrte? Wenn ein Blinder den andern führt, fallen beide in die Grube. Die meisten Rath= geber find blinde Führer; sie wissen nichts vom Gesez Gottes; ste sind von ihren Leidenschaften verblendet und eben darum Narren. Einen Narren," heißt es im Buche Ekklesiasticus 8, 20., „einen Narren soll man nicht um Rath fragen."

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Im Buche Effl. 37, 12. heißt es: „Berathschlage dich nicht mit einem Ungerechten über die Gerechtigkeit; denn es wäre ebenso viel, als wenn du einen Kaufmann um Rath fragtest, wie hoch er deine Waare gegen die seinige annehmen wolle. Oder als wenn du einen Käufer fragtest, wie theuer du ihm deine Waare geben sollst. Es wäre ebenso viel, als wenn du einen Neidischen um Rath fragtest, wie man freigebig; oder einen Unbarmherzigen, wie man barmherzig sein; oder einen Faulen, wie lang man bei der Arbeit bleiben soll. Halt dich vielmehr an gottesfürchtige Leute, von welchen du weißt, daß

fie die Gebote Gottes halten, daß fie gutgesinnt seien und mit dir Mitleid haben, wenn du einen Fehltritt thust. Folge ihrem Rath, du bekommst feinen bessern."

Wir thun aber gerade das Gegentheil: Wir fragen nur jene um Rath, von welchen wir wissen, daß sie uns nur so rathen, wie wir's gern haben. Daher suchen wir uns so gerne einen Rathgeber, welcher uns nur nach unserm Wunsch und also zu unserm ewigen Heil recht übel räth. Hört, meine Christen! was der königliche Prophet David sagt: „Selig ist der Mann, der den Rath der Lasterhaften nicht hört und mit bösen Menschen nicht umgeht, und sich in Gesellschaft der Spötter nicht aufhält, sondern vielmehr seine Freude hat an den Geboten des Herrn." Gottes Gesez, das Evangelium, sollen wir zu unserm Rathgeber nehmen. Wenn wir diesem Rathgeber folgen, so wird es uns nie reuen, diesen Rath angenommen und befolgt zu haben. Amen.

Frühlehre auf den dreizehnten Sonntag
nach Pfingsten.

Dank und Undank.

„Einer aus ihnen, als er sah, daß er rein war, kehrte zurück, lobte Gott und dankte!" Luc. 17, 15.

Im heutigen Evangelium wird uns über Dant und Undank ein merkwürdiges Beispiel vorgestellt. Jesus, der Herr, heilte zehn Aussäßige von ihrer abscheulichen Krankheit. Er wies sie an die Priester, um sich von denselben das Zeugniß ihrer Reinheit vom Aussah ausstellen zu lassen. Schon im Hingehen verließ sie die Krankheit, und mit Erstaunen und Freude erkannten sie das Wunder. Und doch, wer möchte es glauben! vergaßen Neun auf die Pflicht, für ihre Heilung zu danken. Nur ein Fremder, ein Samariter, kehrte zurück, lobte Gott und bezeugte seine Dankbarkeit. Wem wird diese Dankbarkeit des Samariters nicht gefallen? wer wird dagegen nicht die neun undankbaren Juden verabscheuen? Es ist aber leider auch heut zu Tag die Dankbarkeit eine seltene Tugend und die Undankbarkeit etwas Gewöhnliches. Man kann, wie in dem heutigen Evangelium, neun Undankbare finden, bis man Einen Dankbaren antrifft. Wenn nun schon

wohlthätige Menschen mehr auf Gotteslohn als auf Erdendank sehen: so gehört doch der Undank unter die schändlichen und groben Laster, und die Dantbarkeit unter die ersten Pflichten eines Christen. Ferne sei also von euch, geliebte Zuhörer! der Undank, und unvergeßlich sei euch eine Wohlthat und jeder Freundschaftsdienst. Wollet daher auch aus der heutigen Predigt lernen: dankbar gegen Gott und gegen die Menschen zu sein und euch niemals Undankbarkeit zu Schulden kommen zu lassen. Vernehmet daher

1) die Pflicht der Dankbarkeit und
2) die Sünde der Undankbarkeit.

1.

Was Dankbarkeit sei, kann Jeder leicht wissen, ohne daß es nothwendig ist, erst eine Beschreibung davon zu machen. Die Pflicht der Dankbarkeit prägt uns der h. Paulus mit den Worten ein: „Seid dankbar in allen Dingen, denn das ist der Wille Gottes an euch in Christo Jesu." Und an einer andern Stelle schreibt er: „daß wir für Alles sollen Dank sagen Gott, dem Vater unsers Herrn Jesu Christi. Alle guten Gaben kommen von ihm, und ihm gebührt Ehre und Dank dafür." Dem Aeußerlichen nach scheint es wohl, als wenn die Menschen einen dankbaren Sinn gegen Gott zeigten;

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